Straßennamen – Fehlanzeige! Wie Du Adressen in Costa Rica richtig verstehst

Richtig von A nach B in Costa Rica

Die Adresse deines Hostels lautet 50 Meter östlich der grünen Palme und der nächste Supermarkt befindet sich 150 Meter südlich der Bank? Du suchst vergeblich nach Straßennamen und wenn es doch einmal welche gibt, hilft Dir das auch nicht weiter? Oder möchtest Du gar Post nach Costa Rica schicken?

Dann geht es Dir wahrscheinlich wie vielen Reisenden, die zum ersten Mal nach Costa Rica kommen. Aber natürlich ist es nicht unmöglich, auch hier zur richtigen Adresse zu finden und manchmal sogar ganz leicht. Wie, das erkläre ich Dir in diesem Artikel.

50 Meter Richtung Westen ???

Vor Beginn meines Sprachkurses in Costa Rica erhielt ich die „genaue Adresse“ meiner Gastfamilie. Super, dachte ich, da kann ich ja gleich Mal auf Google Earth die Lage erkunden. Aber bei der Ortsangabe Barrio Jesús, Heredia, 50 Meter Richtung Westen auf der Straße nach Santa Bárbara war selbst Google machtlos. Ich beschloss also, mich einfach überraschen zu lassen, irgendwie würde sich dieses Rätsel schon lösen lassen.

Nach ein paar Wochen Costa Rica und häufigem Adressensuchen bin ich mittlerweile zum Glück ein wenig schlauer und nicht mehr ganz so verloren – meistens jedenfalls.

In Costa Rica haben die Straßen, mit Ausnahme einiger größerer Städte, nämlich wirklich keinen Namen. Und wenn sie einen Namen haben, wissen die meisten Anwohner ihn wahrscheinlich nicht einmal. Auch Hausnummern braucht man meist gar nicht erst suchen, geschweige denn Briefkästen. Die Orientierung erfolgt hier eben einfach anders.

Wie findet man in Costa Rica zu einer bestimmten Adresse?

Straße in Heredia
Straße in Heredia

Die Antwort ist – zumindest für Costa-Ricaner – ganz einfach.

Statt Straßennamen werden in Costa Rica Landmarken wie Parks, Kirchen, wichtige Gebäude und Geschäfte zur Wegbeschreibung genutzt. Die Adressen werden dann in Metern und Himmelsrichtungen in Bezug auf die nächste Landmarke angegeben.

Meter oder Straßenblöcke

Dabei beziehen sich jeweils 100 Meter (cien metros) je nachdem wirklich auf ungefähr 100 Meter, oder aber auf einen Straßenblock der Stadt.

Die Angabe 150 Meter westlich der Kirche könnte somit zum Beispiel bedeuten eineinhalb Blocks westlich der Kirche. Die Meterangaben beziehen sich also nicht immer auf die tatsächliche Entfernung!

Für die Costa-Ricaner sind diese Adressangaben selbstverständlich, denn sie kennen ihre Stadt und die wichtigen Landmarken. Für uns Ausländer sieht die Sache natürlich ganz anders aus, denn woher soll man als Reisender wissen, wo die Kirche oder ein bestimmter Supermarkt ist?

Manchmal kann eine Karte helfen, manchmal auch Google, meistens kommmt man jedoch am besten mit Fragen weiter.

Die Sache mit den Himmelsrichtungen in Costa Rica

Doch es kommt natürlich noch schlimmer. Als ich einen Costa-Ricaner beeindruckt fragte, ob sie denn immer wüssten, wo gerade die Himmelsrichtungen liegen, nahm mir seine Antwort erstmal jeden Rest Hoffnung, jemals irgendwo anzukommen:

Na ist doch ganz einfach, Norden ist immer vorne und Süden immer hinten. Kein Problem.

Kein Problem?! Ihr versteht vielleicht, dass ich da ein großes Problem sah, aber darauf bekam ich nur ein unverständliches Schulterzucken als Antwort.

Problematisch ist zudem auch die Tatsache, dass einige Ticos aus Höflichkeit in eine Richtung weisen, obwohl sie dein Ziel nicht kennen. Das ist meistens keine böse Absicht! Aus diesem Grund ist es aber immer besser, mehrere Personen zu fragen. Denn wenn sie in die gleiche Richtung zeigen, könnte das die richtige sein.

Straße in Uvita
Straße in Uvita

Die Lösung des Rätsels ist also wie zu erahnen: fragen, fragen, fragen!

Ein bisschen Spanisch kann natürlich nicht schaden, notfalls zeigt einfach einen Zettel mit eurer Adresse und helft euch mit Händen und Füßen weiter. Die Ticos sind meist sehr hilfsbereit, also zögert nicht, sondern fragt euch einfach von Straße zu Straße durch. So habe ich es bisher immer irgendwie ans Ziel geschafft und kann vor allem empfehlen, Busfahrer zu fragen.

Und letztendlich ist es hier ja meist sowieso nicht schlimm, wenn man zu spät kommt.

Auf Spanisch nach dem Weg fragen

Hier ein paar hilfreiche spanische Ausdrücke, um in Costa Rica nach dem Weg zu fragen:

¿Dónde está (la iglesia / el parque / …)? – Wo befindet sich (die Kirche / der Park / …)?
¿Para ir a …? – Wie kommt man zu / nach …?
Por favor, muéstrelo en el mapa. – Bitte zeigen Sie es mir auf dem Stadtplan.
a la derecha / a la izquierda – rechts / links
por aquí cerca / lejos – hier in der Nähe / weit weg
¡Muchas gracias! – Vielen Dank!
(Nicht vergessen!)

Wie schickt man Post nach Costa Rica?

Strandweg
Strandweg

Ob man’s glaubt oder nicht, aber anscheinend kommt die Post sogar 50 Meter östlich der grünen Palme an. Auch wenn das dann recht lange dauern kann.

Wie immer sollte man die Post aber natürlich gut lesbar mit dem vollen Namen und der möglichst genauen Ortsangabe (Dorf + Stadt + Provinz) versehen. Wer auf Nummer sicher gehen will, schickt seine Post jedoch am besten an ein Postfach, wo es dann abgeholt werden kann.

Hat Dir mein Bericht weitergeholfen? Wie findest Du das Adresssystem in Costa Rica? Was sind deine Erfahrungen mit Wegsuche und Post in Costa Rica? Erzähle es unten in den Kommentaren.

Viel Glück bei der Wegsuche und natürlich Pura Vida!

Eure Jessi

8 Kommentare

  1. „Du suchst vergeblich nach Straßennamen und wenn es doch einmal welche gibt, hilft Dir das auch nicht weiter?“

    Wie alle Staedte Lateinamerikas so ist auch Costa Rica durch die spanische Conquista, damit die spanische Weltvorstellung gepraegt. Und die spanischen Staedte waren nun mal Schachbrettartig aufgebaut. Laengs (in die Laenge also) ziehen sich die Avenidas, und quer die Calles.
    So hat jede Stadt in Costa Rica Avenidas (abgekuerzt Av) und Calles (Ca). In Nicaragua uebrigens auch. Und in Guatemala. Und in Mexico.

    Das Problem ist, die Ca und Av sind nicht immer beschildert, weil in dne Anfangszeiten Metallschilder teuer waren, also ging man dazu ueber zu sagen „gegenueber der Pharmacia“.
    Den Spruch „Norden ist immer vorn“ habe ich in 25 Jahren noch nie gehoert.

    „Problematisch ist zudem auch die Tatsache, dass einige Ticos aus Höflichkeit in eine Richtung weisen, obwohl sie dein Ziel nicht kennen. Das ist meistens keine böse Absicht! Aus diesem Grund ist es aber immer besser, mehrere Personen zu fragen. Denn wenn sie in die gleiche Richtung zeigen, könnte das die richtige sein“

    Ach das ist die alte Luegengeschichte die ueber das Land verbreitet wurde, um deutlich zu machen dass Europaer doch ehrlich sind und Ticos immer luegen…

    Die Leute sagen natuerlich wovon sie ueberzeugt sind. Und wie in Deutschland bedeutet das nicht, dass es auch stimmen muss.
    Und sogar Auslaender sollten wissen, wo Sueden ist. Man muss dazu nur mal in den Himmel blicken. Ich gebe zu, wenn alles dicht bedeckt ist, hilft der Blick nichts.
    Dann fragt man besten -nein, keine Fussgaenger. Sondern Polizisten oder Geschaeftsinhaber, die Tag fuer Tag im Laden sind und wissen, wo Sueden oder Norden ist….

    Gut dass es bei uns anders ist als in Europa. Das waere ja sonst langweilig….Ueberall das gleiche.

    1. Lieber Tico-Tico,
      erstmal Danke für deinen ausführlichen Kommentar!

      Natürlich gibt es in den größeren Städten oft die Aufteilung in Avenidas und Calles. Aber, wie ich ja auch geschrieben habe, eben nur in den Städten. In den meisten kleineren Orten wird man diese Aufteilung oder Straßennamen jedoch nicht vorfinden und sich als Neuankömmling dann natürlich schnell einmal orientierungslos fühlen. Deshalb habe ich ja diesen kleinen Guide geschrieben, für Reisende, die das europäische System gewöhnt sind und für die Adressen wie „200 Meter östlich der Bank“ erstmal verwirrend sind.

      Der Spruch „Norden ist immer vorn“ ist mir zum Glück auch nur einmal begegnet. Trotzdem wussten viele Anwohner oft nicht, wo die Himmelsrichtungen liegen, was ja auch gar nicht schlimm ist. Mit schwerem Gepäck und bei strömendem Regen macht es die Suche aber natürlich nicht leichter …

      Es ging mir hierbei in keiner Weise um einen wertenden Vergleich oder ‚Lügengeschichten‘, das hast Du so leider falsch aufgefasst. Wie ich ja am Anfang schreibe, erfolgt die Orientierung in Costa Rica eben einfach anders. Und natürlich ist es gut, dass es bei euch anders ist als in Europa.
      Das macht das Reisen um einiges interessanter und sorgt für viele amüsante Situationen, über die ich hier gern (wertfrei) schreibe.

      Liebe Grüße und ein extra großes Pura Vida 😉

      1. Also Tico-Tico, deine Beiträge sind ja wirklich nur darauf aus, alles irgendwo in Frage und als falsch darzustellen.

        Allein die Behauptung zu folgendem:

        „„Problematisch ist zudem auch die Tatsache, dass einige Ticos aus Höflichkeit in eine Richtung weisen, obwohl sie dein Ziel nicht kennen. Das ist meistens keine böse Absicht! Aus diesem Grund ist es aber immer besser, mehrere Personen zu fragen. Denn wenn sie in die gleiche Richtung zeigen, könnte das die richtige sein“

        Ach das ist die alte Luegengeschichte die ueber das Land verbreitet wurde, um deutlich zu machen dass Europaer doch ehrlich sind und Ticos immer luegen…“

        Das ist weder eine Lügengeschichte noch sonst eine Erfindung und bis heute passiert es einem immer wieder. Ich selbst bereise viele Mittel- und Südamerikanische Länder, allein Costa Rica kenn ich mehr als gut und war sicherlich allein in den letzten 15 Jahren über 25 mal vor Ort. Und bis heute ist es so, dass einem lieber eine falsche Richtung angezeigt wird, als zu sagen man kennt es nicht. Selbst meine costaricanischen Freunde bestätigen dies immer wieder aufs neue und nach anfänglichem Ärgern über diesen Zustand, lachen wir mittlerweile mehr als herzlich darüber. Nicht selten hat man durch falsche Richtungsangaben Dinge entdeckt, die man sonst nie gesehen hätte.

        Jessi mach weiter wie gehabt, solche Miesepeter würde ich auf die Ignorierliste setzen.

        1. Freut mich sehr, dass Du meine Erfahrungen bestätigen kannst.

          Ich sehe das genauso wie Du, solche Dinge nimmt man am besten mit einer guten Prise Humor.
          Tico-Tico hatte meine Beiträge in der Hinsicht leider nicht verstanden …

          Aber wie es so schön heißt: Pura Vida 🙂

  2. Liebe Jessi,
    ich würde mich von solchem Tico-Tico-Getrolle nicht beeindrucken lassen!

    Als Reiseblogger kannst Du beschreiben, wie Du es erlebt hast und wie Dein subjektiver Eindruck war. Wenn das jemanden nicht passt, dann soll er einfach weitersurfen und hier nicht seine unreflektierte Weltsicht abladen.

    Uns ist es auch schon mal in China passiert, dass uns drei Leute in drei unterschiedliche Richtungen geschickt haben. Auch da war eine grobe Navigation anhand des Sonnenstandes nicht möglich, weil das Licht total diffus war. Seit dieser Zeit habe ich immer einen Minikompass irgendwo im Daypack oder halt ein Handy dabei?

    Liebe Grüße

    Alex

    1. Liebe Alex,
      vielen Dank für deinen netten Kommentar!

      Genau so ist es, aber ich finde einen solchen Austausch auch mal ganz spannend.

      Ein Minikompass ist auch eine gute Idee, vor allem weil Handys ja auch nicht immer helfen können. 😀

      Beste Grüße,
      Jessi

  3. Hallo Jessi,
    man lernt ja nie aus 🙂 Ich habe mal eine Postkarte aus Costa Rica geschickt bekommen… sie kam etwa sechs Monate nach der Reisenden an. War irgendwie witzig, vermutlich war die Post in Costa Rica mit den präzisen deutschen Angaben etwas überfordert und dachten, das kann bestimmt nicht stimmen.
    Ich kann mir gut vorstellen, wie verwirrend es für uns sein muss, uns in einem solchen System zurecht zu finden. Da hilft nicht einmal mein bisher zuverlässiges Mittel der Wahl: Zielobjekt fotografieren und hoffen, dass der nächtste Taxifahrer mich nicht zu sehr um das Geld betrügt, wenn ich von selbst nicht mehr ins Hotel finde. Schon lustig.
    Danke für die Info! Die merke ich mir auf jeden Fall, wenn ich mal nach Costa Rica reisen möchte.
    Viele Grüße
    Maria

  4. Haha, ja zu gut kann ich mich an solche Weg- bzw Adressbeschreibungen in Costa Rica erinnern. Eigentlich war das sogar in ganz Lateinamerika nicht anders *lach*. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran. Wichtig ist es ein paar Brocken spanisch zu sprechen und zu verstehen.

    Liebe Grüße,
    Michaela

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